(l.) Dirk Rothe: Geschäftsführer der Bauhütte Quedlinburg GmbH.(r.) Norbert Augner: Geschäftsführer der Dachbaukunst Quedlinburg GmbH.
Handwerkskammer Magdeburg
(l.) Dirk Rothe: Geschäftsführer der Bauhütte Quedlinburg GmbH. (r.) Norbert Augner: Geschäftsführer der Dachbaukunst Quedlinburg GmbH.

500 Jahre nach der Reformation stellen wir Handwerker vor, die in, an oder für Kirchen arbeiten.Handwerk & Kirche

Teil 4 - Maurer Dirk Rothe und Dachdecker Norbert Augner aus Rieder

An dieser Stelle sollte ursprünglich die Geschichte eines Dachdeckermeisters erzählt werden, der Kirchendächer deckt. Zum Gesprächstermin brachte dieser jedoch einen Maurermeister mit, mit dem er sehr eng zusammenarbeitet. „Bei der Restauration sakraler Bauwerke sind unsere Gewerke einfach untrennbar miteinander verbunden“, sagten die beiden - sehr überzeugend. So gibt es hier nun ein Doppelporträt, die Geschichte von Norbert Augner und Dirk Rothe.

Dirk Rothe, 1967 in Köthen geboren und aufgewachsen in Bernburg, zog es schon immer zum Handwerk hin. Er machte eine Berufsausbildung als Baufacharbeiter mit Abitur, wurde Geprüfter Polier und später Maurer- und Betonbauermeister. Seine zweite Leidenschaft sind die Baudenkmäler und hier speziell die Sakralbauten. „Kirchen haben mir schon immer unwahrscheinlich zugesagt. Meine Eltern haben mich da regelmäßig nicht rausbekommen“, erinnert sich Dirk Rothe. So war auch der Abschluss als Restaurator im Maurerhandwerk nur konsequent. Er führte zu einer Referentenstelle in der Restauratorenausbildung und danach zur Abteilungsleitung in einem Denkmalpflege-Unternehmen. Die dritte Leidenschaft von Dirk Rothe ist das selbstbestimmte Arbeiten. Im Jahr 2008 machte er deshalb seinen eigenen Betrieb auf. Bei der Bauhütte Quedlinburg GmbH mit Sitz in Rieder arbeiten 35 Mitarbeiter, darunter Maurer, Steinmetze/Steinbildhauer und Stuckateure, ausschließlich in der Denkmalpflege. „Wichtig für uns und vor allem für unsere Auftraggeber ist, dass wir unverfälschte handwerkliche Arbeiten erbringen. Wir legen allergrößten Wert auf Herstellung und Verwendung unserer eigenen Materialen. Wir arbeiten fast ausschließlich mit historisch überlieferten Rezepturen wie mit den Bindemitteln Kalk, Lehm und Hochbrandgips. Wir sind Vorreiter in Sachen Mörtel, das Fachpublikum blickt aufmerksam auf uns“, erklärt Rothe. Auch wenn es um die Neuanfertigung von Kreuzrippengewölben und anderem Ziermauerwerk geht, macht der Bauhütte Quedlinburg so schnell keiner etwas vor. Die Referenzobjekte sprechen Bände.

Dirk Rothe sieht sein Unternehmen in der Tradition der mittelalterlichen Bauhütten, jenen Werkstattverbänden unterschiedlicher Handwerke. Die überdachten Arbeitsplätze der Steinmetze auf dem Betriebsgelände in Rieder, sogenannte Schauer, erinnern daran. Und so verwundert es nicht, dass er sich Dachdeckermeister Norbert Augner aufs Gelände holte.

Augner ist Jahrgang 1980 und kommt aus Ballenstedt. Nach seiner Ausbildung arbeitete er zunächst in Bremen, machte dann - finanziert durch das Weiterbildungsstipendium der Handwerkskammer - seinen Meister und stieg damit in leitender Funktion in das bereits erwähnte Denkmalpflegeunternehmen ein. 2009 folgte Norbert Augner seinem ehemaligen Kollegen in die Selbstständigkeit und gründete die Dachbaukunst Quedlinburg GmbH.

Anders als Dirk Rothe arbeitet Norbert Augner nicht nur in der Denkmalp ege. Seine zwölf Mitarbeiter fertigen und installieren auch moderne Metalleindeckungen und Metallfassaden. Das Spezialgebiet ist die traditionelle Dachklempnerei. Gesimsverblechungen, Bekrönungen und Schmuckelemente werden nach altem Vorbild und mit Augenmaß aufgearbeitet oder neu hergestellt. „Wir erwecken historische Dächer mit großer Sorgfalt zu neuem Leben“, sagt Augner und schwärmt von seinem Lieblingsmaterial Metall, das ein guter Klempner mit Blechschere, Falzzange und Treibhammer an jede vorhandene Form anpassen könne. „Ich bin handwerksverliebt“, sagt Augner und berichtet stolz, dass er ab dem 1. August wieder einen Klempner ausbildet - übrigens den einzigen im ganzen Kammerbezirk Magdeburg.

Kirchen machen etwa ein Viertel seiner Aufträge aus. Er pflegt eine gute Beziehung zu vielen Pfarrern. Ein gläubiger Christ ist Norbert Augner indes nicht. Einen direkten Bezug zu Luther hat er nicht. Bei Dirk Rothe sieht es ähnlich aus. Wobei seine Beziehung zu Sakralbauten schon etwas Spirituelles hat. „Ich fühle eine gewisse Ruhe in Kirchen“, sagt er. Und: „Egal, wo ich hinkomme. Ich laufe erstmal drumherum und muss alles anfassen.“

Was die beiden Handwerksmeister eint, ist der große Respekt für die Leistungen ihrer Fachkollegen aus vergangenen Jahrhunderten und ein besonderes Einfühlungsvermögen für historische Bausubstanz. (ag)

Kontakt:
www.dachbaukunst.de, www.bauhuettequedlinburg.de